Chronik

Chronik der Bergknappenkapelle Unterlaussa

 

Die erste Gründung einer Musikkapelle in Unterlaussa erfolgte bereits im Jahre 1928, unter Kapellmeister Fressner (Altenmarkt) und unserem Schulleiter der Volksschule Unterlaussa Hermann Freihofner, mit damals ganze 15 Mann. Nach einigen Jahren wurde Hr. Freihofner versetzt, und es vergingen wieder einige Jahre bis an eine zweite Gründung gedacht werden konnte.

Ein gebürtiger „Wenger“, Franz Löschenkohl heiratete in die Laussa zum „Gütlbauer“- Anwesen im Gschwaibach. Hr. Löschenkohl ging mit großem Eifer ans Werk, von 1936-1939 war das Probelokal im ehemaligem Gasthaus Dandler und bereits 1940 mussten schon viele Musiker zur Wehrmacht, so das auch hier ein nahendes Aus bevorstand.

Die dritte Gründung einer Blasmusik erfolgte nach Ende des unseligen Krieges. Ein geflüchteter Hauptschullehrer aus Niederösterreich (damals von den Russen besetzt), sein Name war Adolf Peilsteiner, hatte wiederum die schwere Aufgabe übernommen, eine Musik auf die Beine zu stellen. Die vom Krieg übrig gebliebenen Kameraden wollten mit ihm wieder etwas Leben in die trostlose Nachkriegszeit bringen. Als Probelokal diente die „Tannenburg“, die im Besitz der Landesforste war.

In den Folgejahren konsolidierte sich auch im Lande Niederösterreich die Situation, so dass an eine Heimkehr von Hr. Peilsteiner in seine Heimat gedacht werden konnte. Und so war die kleine Kapelle, aus dem Rest der Heimkehrer, die überhaupt das Glück hatten ihre Heimat wieder zu sehen, wieder ohne Leitung.

Die vierte und offizielle Gründung unserer Musikkapelle erfolgte im April 1955. Im Jahre 1954 kam zum Bauxit-Bergwerk Unterlaussa der Obersteiger Richard Hoferer vom Bergbau Buchberg (Bischofshofen), der auf seinem Instrument dem Baßflügelhorn ausgebildet war. Bereits im Winter 1954/55 wurde die Möglichkeit der Gründung einer Musikkapelle ins Auge gefasst und mit dem ebenfalls an Musik interessierten Betriebsangehörigen Roman Weißensteiner gesprochen.

Im Frühjahr 1955 wurde ein „Frühlings-Ball“ im Lagersaal Weißwasser durchgeführt, um, nach Meinung von Hr. Hoferer, etwas Geld für den Ankauf einiger gebrauchten Instrumente hereinzubringen. Natürlich war dies aber zu wenig, und so begaben sich Hoferer und Weißensteiner auf eine „Betteltour“ zum Hause „Menauer“ und „Schüttbauer“. Sie bekamen leihweise je 10.000 öS. So wurde ins Auge gefasst, sich eine große und kleine Trommel, sowie einen F-Bass und eine B-Tuba sich anzuschaffen. Alle anderen Kameraden mussten sich ihre Instrumente selbst finanzieren, das natürlich nur ratenweise ging.

Da seit 1926 eine Feuerwehr bestand, und mehrere Kameraden eine Feuerwehruniform besaßen, lag es nahe, sich mit einer solchen zu begnügen, da ja eine „Einheitliche Kleidung“ ebenfalls nötig wurde. Das Gasthaus Petroczy in Unterlaussa stellte vorerst das Gastzimmer für die Proben zur Verfügung; später wurde der Musik der Saal für ihre Proben-tätigkeiten überlassen.

Erst in den Jahren 1957/58 war es durch eine namhafte Spende seitens unseres Stammwerkes VAW Ranshofen, aber auch durch unseren Betriebsrat (Obm. Georg Nageler) möglich geworden „Bergkittel und Kalpaks“ anzuschaffen. Diese Uniform wurde bei der Barbarafeier 1958 voll Stolz der Bevölkerung präsentiert. Die Feuerwehr- und Bergmusik Unterlaussa von Beginn an mit dem Bauxit-Bergbau verbunden, hatte wie der Bergbau selbst, schwere Jahre durchzustehen. Der Bergbau wurde im Mai 1964 geschlossen, die daraus resultierende Abwanderung mehrerer Musiker dezimierte unsere Kapelle auf 16 – 18 Mann. Und es bedurfte wiederum großer örtlicher Anstrengung, um nach über 40 Jahren eine Kapelle von durchschnittlich 30 – 35 Mitgliedern in den letzten Jahren stellen zu können.

Vor allem als Hermann Zick sich der Jugend im Laussatales annahm und sie auf Instrumente (mit jüngsten Jahren Beginn mit Blockflötenunterricht) ausbildete, und selbst im Jahre 1972 die Stelle des Kapellmeisters übernahm, war ein wesentlicher Aufschwung in Anzahl der Musiker und auch im Spiel zu erkennen.

So musizierten schon zehn Jahre später fast 90% Musiker, die durch seine Ausbildung gingen, bei der Kapelle. Auch auf organisatorischer Sicht tat sich einiges als im Jahre 1977 Herbert Groschartner die Stelle des Obmannes übernahm.

So wurde aus der Dorfkapelle, die vorwiegend nur im Laussatal spielte, eine anerkannte Musikkapelle, die sowohl im Bezirk, als auch im Land bekannt ist. So wird, sobald es sich terminlich vereinbaren lässt, bei Landes- und Bezirksmusikfesten teilgenommen; sowie alljährlich 3-4 Musikfeste von anderen Musikvereinen besucht. Weiters wird fast jedes Jahr an den Konzert-, sowie Marschbewertungen des Bezirkes mit teils sehr schönen Erfolgen teilgenommen. Da mit den Jahren die Schülerzahl der Volksschule Unterlaussa ständig abnahm wurde eine Klasse frei; und diese 1977 von Seiten der Gemeinde der Musik als Probelokal, sowie ein Nebenraum als Archiv zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1978 konnte durch sehr viel Fleiß (Holzbringung) der Musiker, sowie der großzügigen finanziellen Mithilfe  der Bevölkerung und der Gemeinden eine neue Bergknappenuniform mit „Kalpak und Schifferl“ angeschafft werden. Sehr eingesetzt haben sich dabei Obmann Herbert Großschartner, sowie unser Volksschuldirektor Dir. Kurt Redl, die einige Male im Landtag vorstellig werden mussten.

Im Jahr 1992 übernahm Ing. Wolfgang Fuxjäger die Führung der Bergknappenkapelle und die wichtigste Aufgabe war, neben sämtlichen organisatorischen Aufgaben, der Fortbestand dieses Klangkörpers. Es war natürlich sehr schwer in einem Ort/Ortschaft von nur mehr  rund 250 Einwohner einen Musikverein aufrecht zu erhalten, sowohl finanziell als auch personell.

Auch einen entsprechenden musikalischen Leiter, nach fast 30jähriger bewährter Führung unseres jetzigen Alt- und Ehrenkapellmeisters, zu finden, erwies sich zunächst als fast unlösbare Aufgabe. So brachten dann doch zwei Musiker aus den eigenen Reihen den Ergeiz und Idealismus auf und absolvierten neben ihren Beruf den dreijährigen Kapellmeisterlehrgang. Von April 1999 bis Dezember 2001 führte Hr. Lautner Johann den Taktstock bis im Jahre 2002 der Sohn unseres Ehrenkapellmeisters Hr. Manfred Zick die Leitung der Bergknappenkapelle übernahm. Seit dem Jahr 2011 leitet schließlich Hubert Fuxjäger die Geschicke der Bergknappenkapelle Unterlaussa.

Und so stellt sich der Musikverein den Schwierigkeiten im Wandel der Zeit. War es in der Gründungszeit (4. und offizielle Gründung 1955) die Abwanderung der Bewohner des Laussatales durch die Schließung des ehemaligen Bauxit-Bergwerkes, in den 70er Jahren der Verlust von weiteren Arbeitsplätzen in der Land- und Forstwirtschaft, ist es in der heutigen Zeit der Globalisierung, die Aushöhlung der Infrastruktur in den kleinen Ortsgemeinschaften. Trotz all dieser Umstände und der geringen Einwohnerzahl konnte in den letzen Jahren der aktive Musikerstand zwischen 30 und 35 MusikerInnen gehalten werden.

Im September 2007 wurde schließlich nach zweieinhalbjähriger Bauzeit mit tausenden Stunden Eigenleistungen durch die Vereine der Neubau des Feuerwehrdepots eröffnet, und damit auch ein neu geschaffener Veranstaltungssaal im ersten Stock. So wurden zumindest wieder die räumlichen Voraussetzungen geschaffen, um das gesellschaftliche Dorfleben aufrecht zu erhalten.

Die Bergknappenkapelle Unterlaussa möchte mit ihren Aktivitäten dabei mitwirken und mit ihrem Spiel sämtliche – weltliche und kirchliche – Feierlichkeiten verschönern. Durch unseren Musikverein lebt die Tradition und Erinnerung unseres Bauxit-Bergbaues weiter und mit Stolz wird die Tracht der Bergknappen – Bergkittel, Schaftmütze oder Kalpak – bei allen Feierlichkeiten getragen.